Auf der sonnigen Veranda
aalte sich ein Salamander
in der Sonne
voller Wonne.
Bald schon nicht allein er war
da ein Sonnenanbeter Paar
sich gesellt dazu
in Ruh.
Die Ruhe war jedoch vorbei,
als nach dem Akt der Tollerei
das Weibchen den Begatter
verschlang wie eine Natter.
Wie ist das Leben kurios
dacht da der Salamander
bloß
lieg hier mit der Mörderin
bei - einander -
ich könnt ja auch ... -
zu träg er war,
der Salamander.
Jutta Pratsch aus „Tierisch“ , 2013
Wenn ich in die Wolken blicke,
fühle ich mich weit und frei,
ich kann fliegen und auch siegen,
ohne Sorg bin ich dabei.
Wenn ich mir die Welt gestalte,
so wie ich sie gerne hab,
freu ich mich ein kleines Weilchen,
und hab keine große Klag.
Wenn der Wind ein Schloss mir baut,
kann er sich entfalten,
wenn ich in den Wolken schwebe,
werds im Herzen mir erhalten.
Jutta Pratsch
Weißt du woher die Winde kommen,
wie sie fliegen und sich besonnen
lassen,
so ohne Frage und ohne Klage
einfach nur treiben im wahren Sturm, den Regen genießen
und lachen in Rage?
Keine Gefahr ist ihnen bekannt, kein Weg zu weit, einfach drauf zu gerannt
im rasenden Tempo, manchmal auch leis , doch stetig,
mit unermüdlichen Fleiß
den Blick nie zurück, und manchmal, welch Glück,
kehrt Frieden ein und hält die Stürme zurück.
Gern täte ich es den Winden gleich,
würde fliegen, könnt mich selber wiegen
im sanften Auf und Ab der Wellen,
wie in den frühesten Stunden.
Niemand könnt mich je besiegen -
weißt du, was ich meine?
Jutta Pratsch, 2013
Im Mutterleib so vor mich hin
in aller Ruh' getrieben bin,
es ist so ruhig und so schön
so warm und auch so angenehm,
hier kann ich sein so wie ich bin.
Dann kam der Sturm und auch der Schmerz
es pochte laut mein kleines Herz,
ich schrie wohl laut und voller Pein -
das soll das Leben sein?
Da bleib' ich lieber hier im Bauch
find' mich zurecht, und schön ist's auch.
Nun ja, das ging nicht lange gut,
der Schmerz, er packte mich
mit Wut
und schwupp! eh ich's versah -
geboren war.
Jutta Pratsch, "Aus frühen Zeiten", 1990
Wenn die Schränke ächzen und brechen zusammen
und stöhnen von der Last des ewigen Hinein und mach zu,
die Türen nicht schließen die Regale durchbiegen,
Kleiderstangen brechen vom Gehänge und Gedränge
und die Schuhe von alleine laufen,
und alles ist nur noch ein einziger Haufen,
dann ist es Zeit -
sich auf zu raufen.
Wenn Gedanken durch Schranken wanken
wage und fade nicht mehr gerade
blitzen duch Ritzen grau und flau,
nur noch fliegen nicht mehr siegen
sich windend liegen,
dann ist es Zeit -
die Kurve zu kriegen.
Wenn es kracht im Gebälk
die Haut weiss und welk,
der Stock nicht mehr reicht,
die Haare erbleicht,
die Knochen so müde
kein Öl im Getriebe,
der Kopf zunehmend leer,
die Füße bleischwer
wie gleich hören , sehen und stehen -
dann ist (bald) Zeit -
zu gehen.
JUTTA PRATSCH
Für eine Starke die nicht mehr 100 werden wollte. J.P. 2007
Macht hoch die Tür die Tore breit,
bald isses wieder soweit.
Der Josef und ich wir warten,
mit dem putigem Braten
auf das Kind.
Es kommt geschwind, doch nicht auf dem Esel nein,
in heutigen Zeiten braucht man nicht mehr zu reiten.
Erst wird gesucht und dann gebucht,
mit der Karte des Vaters, man ist echt versucht,
gibt dem Ganzen den runden Schluss.
Es ist gelöhnt und ausgesöhnt mit verbleibenden Lieben,
wird nun das Flugzeug bestiegen.
Der Josef und ich in froher Erwartung
am Flughafen stehn -
Weihnachten ist einfach schön.
Für uns ein glatter Segen und große Freud,
das Kind kommt jetzt und bleibt nicht nur heut.
Die nächsten Tage werden wir genießen,
wir lassen uns nix vermiesen,
es wird gefeiert und geschoppt,
die ganze Bude wird gerockt.
So muss es sein, so gehts ans Herz und jeder Schmerz
vergangener Tage, es ist überhaupt gar keine Frage,
verfliegt im Sausewind
rasch über die Berge hinein ins Meer.
Das freut uns sehr
man wirds verstehn,
würd doch das Kind nie wieder gehn.
Aber das Wiederkehren, jedes Jahr zu dieser Zeit,
beschert halt Freude
und man verweilt
bis dahin stets in täglichen Bahnen,
der aufmerksame Kenner wirds erahnen,
in unserem Leben auch ohne Kind,
in freudiger Erwartung wir glücklich sind.
So lasst uns nun singen
Halleluja,
das Kind wird kommen,
fast ist es schon da.
Hurra!
Jutta Pratsch, im Dezember, alle Jahre wieder
Advent, Advent
erst brennt nur eins, dann zwei
bis vier, gleich
muss der Weihnachtsbaum her,
tausend Kerzen sind es nicht
wäre auch zu viel
Licht,
es soll ja feierlich und kuschelig sein
und echt.
Die Oma weint
schon jetzt und spricht,
Kind, nun sach' schon,
dein Gedicht!
Es will nicht
aber spielen und toben
im Raum
und knallt -
welch Wunder -
gradlinig in den Baum,
der fällt -
aus der Traum.
Er keucht und stöhnt -
hier wird die Feierstund'
verhöhnt.
Es leuchtet und lodert und
brennt - so schön -
der Baum will noch nicht geh'n.
Vorbei ist die Feier
die Lichter geh'n aus
die Oma fährt recht schnell
nach Haus' und seufzt -
es ist doch ein Segen
Familienfeste muss man
eben pflegen!
* Jutta Pratsch, im Dezember, alle Jahre wieder *
WENN ICH DICH NICHT HÄTTE von Jutta Pratsch
Ich merke es an allen Ecken und Enden,
man darf seine Zeit
nie verschwenden,
dem einen ist es ein gutes Gespräch,
der andere lieber auf dem Sofa läch',
dann muß ich wissen wie es Dir ergeht,
ob die Welt noch in den Fugen steht,
und wie komm' ich bloß
an's andere Ende der Welt -
natürlich fast ohne Geld-
denn meine Freundin
in New York City,
vermiss' ich sehr,
what a pity !
Jetzt in Hamburg
schön und gut,
lüpf' noch bei Facebook
kurz den Hut,
der Liebste zu Haus'
sollt nicht zu verzagen
ob der alleinigen Tage,
ist doch zu ertragen!
Es gibt noch so viel,
ich mach' jede Wette,
es tät mir fast weh,
wenn ich dich nicht hätte-
mein geliebter PC!
Jutta Pratsch, in Hamburg 2011